Die Berufsunfähigkeitsversicherung näher betrachtet
Änderungen beim Berufsunfähigkeitsschutz wären nötig
Wenn ein System nicht funktioniert, dann muss man etwas ändern. Und so sieht es im Prinzip auch bei den privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen aus. Es gibt hier zu viele ungelöste Probleme, so dass ein Weiter-So nicht der richtige Weg sein kann.
In der derzeitigen Situation sieht es folgendermaßen aus:
1. Viele Menschen können aufgrund bestehender Vorerkrankungen gar keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen.
2. Der Konkurrenzdruck am Markt hat zwar bewirkt, dass die Produkte immer besser wurden. Im Ergebnis gibt es jetzt also viele Top-Tarife. Diese sind dann aber auch so teuer, dass sie für viele einfach nicht finanzierbar sind. Zudem ist die Antragsprüfung so streng, dass dies noch einmal den Kreis derer verkleinert, die diese Versicherung überhaupt abschließen können.
3. Es gibt kein Standardprodukt für jedermann, obwohl doch jeder diese Versicherung haben sollte. Eine günstigere Variante könnte mit den Top-Produkten nicht mithalten, das sollte aber nicht kritisiert, sondern objektiv betrachtet werden.
4. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein von der Erwerbsminderungsrente abgekoppeltes, für sich stehendes Versicherungsprodukt, wird aber damit beworben, dass man diesen Versicherungsschutz auch deshalb braucht, weil die Erwerbsminderungsrente für den Erhalt des Lebensstandards nicht ausreicht. Dennoch bedeutet der Erhalt einer Erwerbsminderung noch lange nicht, dass dann auch die BU-Versicherung die vereinbarte Rente bezahlt.
5. Die Beschreibung der Berufsunfähigkeit ist in den Tarifbedingungen so schwammig, dass es Versicherungsgesellschaften leicht gemacht wird, die Berufsunfähigkeit anzuzweifeln. Leider liest man immer wieder von Fällen, die bestätigen, dass das auch gemacht wird.
6. Die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten von Pflege und Berufsunfähigkeit sind nicht ausreichend erfasst, so dass es zum Teil zu Überschneidungen bzw. Lücken im Versicherungsschutz kommt. Dem Verbraucher wird angeraten eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Pflegeversicherung abzuschließen. Diese Produkte müssten aufeinander abgestimmt entwickelt werden, damit sich eine sinnvolle Absicherung ergibt.
Sowohl die private Versicherungswirtschaft als auch der Gesetzgeber sind hier gefordert, Änderungen zu bringen. Die private Berufsunfähigkeitsversicherung ist zu einem Luxusprodukt geworden, das genau die nicht abschließen können, die es am meisten benötigen. Das ist aus Verbrauchersicht heraus eine unzumutbare Situation. Doch genau aus diesem Grund sollte sich der Verbraucher hier wehren und die Politik gezielt zu Änderungen auffordern.
Kommentare