Lebensversicherungen stehen derzeit in dem eher bescheidenen Ruf, nur mehr magere Renditen abzuwerfen. Damit sind sie aber nicht allein, denn auch andere langfristige Anlagemodelle mussten Einbußen in Sachen Attraktivität hinnehmen. Schuld daran ist die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Ist aber deswegen von Lebensversicherungen generell abzuraten?

Den eigentlichen Zweck einer Lebensversicherung im Auge behalten

Eine kapitalbildende Lebensversicherung erfüllt zweierlei Anforderungen: Es wird Kapital für das Alter aufgebaut und von Vertragsschluss an gilt ein Todesfallschutz. Letzterer ist für viele Versicherte der ausschlaggebende Grund, denn auf diese Weise lässt sich das finanzielle Wohl der Hinterbliebenen absichern, sollte einem selbst – möglicherweise noch als Alleinverdiener – etwas zustoßen. Im Leistungsfall folgt dann nämlich eine vorzeitige Auszahlung der gesamten Ablaufleistung. Schwächen tun sich aktuell also eher auf der Anlageseite auf, denn wer die Kapitallebensversicherung in erster Linie zu dem Zweck abschließt, später ein ansehnliches Vermögen zu besitzen, findet derzeit anderswo renditestärkere Anlagemöglichkeiten. Dabei fallen auch die Verwaltungskosten der einzelnen Unternehmen deutlich höher ins Gewicht.

Für wen ist eine Risikolebensversicherung eine Alternative?

Wer anderweitig finanzielle Vorsorge treffen und den Todesfallschutz als Ergänzung hinzuziehen möchte, kann auf eine Risikolebensversicherung ausweichen. Bei dieser wird kein Vermögen aufgebaut, wie es bei der kapitalbildenden Variante der Fall ist. Dafür fallen aber auch die Prämien wesentlich günstiger aus, was aber auch von Alter, Beruf und gesundheitlichem Zustand des Antragstellers abhängt. Die Risikolebensversicherung wird auch gerne zur Besicherung langfristiger Kredite verwendet. Bei dieser Variante sinkt die Versicherungssumme kontinuierlich (und damit auch die Prämien), da sie laufend der Restschuld aus dem Kreditvertrag angepasst wird. Zumindest in diesem Bereich bleibt diese Versicherungsart weitestgehend konkurrenzlos.

Was tun mit bestehenden Verträgen?

Die Lebensversicherung sollte trotz des unter die Zwei-Prozent-Marke gesunkenen Garantiezinses nicht völlig abgeschrieben werden. Nicht umsonst waren Produkte dieser Art vor der drastischen Zinssenkung lange Zeit die beliebteste Form der Altersvorsorge. Die Kombination aus Anlage und Risikoabsicherung kann auch heute noch überzeugen, auch wenn sich derzeit die Zinsen auf einem niedrigen Niveau bewegen. Bestehende Verträge sollten jedoch nur in den seltensten Fällen gekündigt werden. Die Differenz zwischen Ablaufleistung und Rückkaufswert ist in der Regel enorm hoch, so dass in jedem Fall Verluste hingenommen werden müssten.

Einen interessanten Artikel zum Thema Lebensversicherung finden Sie auch bei focus.de.